Material

Die Religionspädagogin Claudia Seiferth hat 2009/2010 ihre Zulassungsarbeit über den Lempp’schen Kreis geschrieben und diese zur Veröffentlichung auf www.albert-lempp.de bereitgestellt.

Albert Lempp – Zulassungsarbeit Claudia Seiferth

Einleitung

„München leuchtete“ – so lautet der Anfang von Thomas Manns Novelle „Gladius Dei“. In Anlehnung an diese Anfangsworte verleiht die bayerische Landeshauptstadt München seit 1961 die Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ zur Ehrung von Persönlichkeiten, die besondere Verdienste in München und Umgebung geleistet haben.

Albert und Marie Lempp (um 1936).

Albert und Marie Lempp (um 1936).

Würde man heute diese Medaille nachträglich für das Jahr 1943 verleihen, könnte eine Gruppe Münchner Laien und Theologen verdient zu den Ausgezeichneten gehören. Zu dieser Zeit verbreitete sich allmählich das Wissen um den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung, wozu die Kirchen allerdings schwiegen. Dieser Zustand des Schweigens war für die mutigen Menschen des Münchner Kreises so unerträglich, dass sie ihm ein Ende setzen wollten, obwohl ein Protest Verfolgung, Verhaftung und Tod bedeuten konnte. Der Kreis um den Münchner Albert Lempp verfasste Ostern 1943 eine Denkschrift, welche die bayerische Landeskirche zu einem offiziellen Wort gegen die Judenverfolgung bewegen sollte. Diese Denkschrift gehört als eines der wenigen couragierten Zeugnisse aus den Reihen der Bekennenden Kirche zu den bedeutendsten Beiträgen der zeitgenössischen evangelischen Theologie zur nationalsozialistischen
Judenverfolgung.

In der vorliegenden Arbeit wird zunächst ein Überblick über die Situation der Evangelischen Kirche in Deutschland während des Nationalsozialismus gegeben. Es folgt eine Darstellung der Haltung der Kirche zur Judenverfolgung. Daraufhin wird der Münchner Kreis mit seinen der Wissenschaft bekannten Mitgliedern vorgestellt. Eine kurze Schilderung der Situation, in welcher der so genannte Münchner Laienbrief abgefasst wurde, und der Übergabe desselben an Landesbischof Meiser schließt daran an. Im Zentrum der Arbeit steht eine ausführliche Analyse des Laienbriefes, in der die Argumentation für die Notwendigkeit des kirchlichen Widerstands erläutert wird. Ein weiterer Teil stellt die Wirkungsgeschichte des Briefes dar.

Neben der Wirkung des Briefes auf den württembergischen Landesbischof Wurm und der Veröffentlichung des Briefes im Ausland wird hierbei auf das Schicksal eines Bekenntnispfarrers eingegangen, der den Münchner Laienbrief in einem Gottesdienst verlas.

Vor allem findet ein Flugblatt, das Walter Höchstädter, der Sohn des Landgerichtsrates Emil Höchstädter aus dem Münchner Kreis, in Reaktion auf die Schrift verfasste, eingehende Betrachtung. Der Schlussgedanke der Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung der Münchner Judendenkschrift für die heutige Zeit.