Isabellastraße 20

Das Haus an der Isabellastraße 20 (Foto aus den 1970er-Jahren) hat Albert Lempp im Jahr 1924 erworben. Es ist heute noch im Besitz der Familie Lempp und wird zum Teil noch von ihr bewohnt. Bis 1986, als die Familie den Christian Kaiser Verlag und die Buchhandlung Christian Kaiser im Rathaus verkauften, diente das Haus zugleich als Verlagsgebäude.

Das Wohn- und Verlagshaus Albert Lempps an der Münchner Isabellastraße 20.

Das Wohn- und Verlagshaus Albert Lempps an der Münchner Isabellastraße 20.

Häufig war die Wohnung Lempps in der Isabellastraße 20 der Treffpunkt des »Lempp’schen Kreises«, aber auch die Wohnung der Familie Classen in der Theresienstraße 19. Ein konspirativer Kreis war der Kreis auch insofern, als man hier auf verschiedene Weise, aber durchaus erfolgreich versuchte, jüdische Mitbürger durch Ausreise- und Fluchthilfe in die Schweiz zu retten.

Über direkte Bemühungen Albert Lempps, unterdrückten und gefährdeten jüdischen Mitbürgern zu helfen, berichtet Lempps Tochter Elisabeth in einem Gespräch mit Dirk Schönlebe: Albert Lempp ging oft abends mit seiner Tochter Elisabeth spazieren. Dabei verschwand auch er, ähnlich wie Pfarrer Kutter, immer wieder für einige Minuten in Häusern – er besuchte Verfolgte und nahm aus deren Wohnungen Wertgegenstände mit, die er versteckte und so dem Zugriff der Gestapo entzog. Die Tochter diente dabei nur als Tarnung, sie wurde auch alleine geschickt, zum Beispiel zur Familie Sp., um Wertsachen wie das Tafelsilber zu holen. Den Kinderarzt der Lempps, der mit einer getauften Jüdin verheiratet war, bei der Elisabeth Französisch-Nachhilfe nahm, luden die Lempps regelmäßig zu sich ein. Der „nichtarische” Protestant Otto S. arbeitete in der „Kaiser-Buchhandlung“ im Rathaus, die Albert Lempp gehörte, ebenso wie eine der Töchter der Familie Sp. S. floh schließlich mit Lempps Hilfe in die Schweiz. Auf Ausflügen, die Familie Lempp unternahm, traf sich Albert Lempp mit dem Mann ihres Dienstmädchens, der als Zollbeamter in Ischgl/Tirol arbeitete. Er half Lempp, Grenzübertritte nach Landegg/Schweiz zu organisieren. Auch anderweitig ist belegt, dass Lempp seinen Prokuristen Otto Salomon bis 1938 in seinem Betrieb gehalten hat, auch als er ihn zum Schluss nur noch als kleinen Angestellter beschäftigen durfte, und dass er dann dafür gesorgt hat, dass er mit seiner Frau sicher in die Schweiz kam. Von den anderen Mitgliedern des Lempp’schen Kreises ist Ähnliches bekannt, vor allem von dem Deutsch-Schweizer Walter Classen. Bis zu seinem Tode am 9. Juni 1943 (kurz vorher waren Verlag und Buchhandlung durch die Nazis geschlossen worden) war auch Albert Lempp an solchen Bemühungen beteiligt. Bekannt ist, dass er seinen jüdischen Prokuristen Otto Salomon im Betrieb hielt, auch als er nur noch kleiner Angestellter sein durfte, und dass er ihm 1938 die Flucht in die Schweiz ermöglichte. Armin Rudi Kitzmann