Kreuzkirche Schwabing

»Offen – kritisch – engagiert«, so lautet das Motto, das sich die evangelische Kreuzkirchengemeinde München-Schwabing gegeben hat.

Das Silberkreuz in der Münchner evangelischen Kreuzkirche schuf 1968 der Goldschmied Hermann Jünger (1928-2005). Gestiftet wurde es durch die Familie Albert Lempps.

Das Silberkreuz in der Münchner evangelischen Kreuzkirche schuf 1968 der Goldschmied Hermann Jünger (1928-2005). Gestiftet wurde es durch die Familie Albert Lempps.

Schwabing – unter den Münchner Stadtvierteln hat dieser Name wohl den meisten Klang. Er lässt an die Zeit denken, als »München leuchtete«, an »Wahnmoching«, Künstler, Kneipen und viel Kultur. Stets lebten hier die unterschiedlichsten Menschen – und viele, die ein wenig »anders« waren. Dies prägt bis heute die evangelische Kreuzkirchengemeinde in Schwabing und ihr Selbstverständnis.

Auch die Geschichte der Kreuzkirchengemeinde ist ein wenig »anders«: In den nur 75 Jahren ihres Bestehens waren nicht weniger als vier Kreuzkirchen Zentrum ihres Lebens. An den Anfängen der Ausgründung von St. Markus in der Maxvorstadt – in der jungen Geschichte der Münchner Protestanten war das die zweite Kirchengemeinde – war auch Albert Lempp beteiligt. Am 2. Advent 1930 feierte man in der kleinen Holzkirche an der Hiltenpergerstraße das erste Mal Gottesdienst.

Ein Schreiben des »Evangelischen Gemeindevereins München Nord-West« vom 25. Januar 1930, das die Gründung der späteren Kreuzkirchengemeinde vorantreibt, trägt die Unterschrift Albert Lempps (Landeskirchliches Archiv Nürnberg).

Ein Schreiben des »Evangelischen Gemeindevereins München Nord-West« vom 25. Januar 1930, das die Gründung der späteren Kreuzkirchengemeinde vorantreibt, trägt die Unterschrift Albert Lempps (Landeskirchliches Archiv Nürnberg).

Offizieller Geburtstag der Gemeinde ist der 1. April 1933 – der Tag, an dem die Nationalsozialisten einen reichsweiten »Judenboykott« organisierten und an dem auch in München SA-Männer vor jüdischen Geschäften, Arztpraxen und Kanzleien standen. Zu den Deportierten und Ermordeten des Holocaust gehörten auch viele Schwabinger, Juden und Christen jüdischer Herkunft. In der Nähe der Kirche befand sich ein sogenanntes »Judenhaus«.

Am 13. Juli 1944 brennen bei einem Bombenangriff die Kirche ab und der Dachstuhl des Pfarrhaus aus. Auch die benachbarte Turnhalle der evangelischen Hermann-Bezzel-Schule wird zerstört. 1946 kommt als Spende eine Militärbaracke aus der Schweiz, die ab dem 2. Advent als provisorische Kirche dient.

Am 16. April 1950 kann dann die dritte Notkirche eingeweiht werden – geplant von Otto Bartning – entstand sie auf (und zum Teil aus) Trümmern der Turnhalle. Die Schweizer Baracke wanderte weiter ins Flüchtlingslager Karlsfeld.

Innenansicht der Steinhauser-Kreuzkirche von 1968 noch ohne Orgel (Blick vom Eingang nach Nordwesten).

Innenansicht der Steinhauser-Kreuzkirche von 1968 noch ohne Orgel (Blick vom Eingang nach Nordwesten).

Am 29. September 1968 wird schließlich der 1967 begonnene vierte und letzte Kreuzkirchenbau eingeweiht werden. Der Lochhamer Architekt Theo Steinhauser entwarf nicht nur diese Kirche, sondern begleitete 1980 auch den Bau des Gemeindezentrums einschließlich des Umbaus der alten Bartning-Kirche zum großen Gemeindesaal.

Das große silberne Kreuz, das die Mitte des Kirchenraums bildet, hat der prominente Goldschmied und Künstler Hermann Jünger (1928-2005) geschaffen. Gestiftet hat es die Familie Albert Lempps, die sich bis heute der Kreuzkirche verbunden fühlt.

Der wohl prominenteste Konfirmand der Kreuzkirche dürfte übrigens Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sein. Ude, der in der Bauerstraße aufgewachsen ist und im heutigen »Albert-Lempp-Saal« konfirmiert wurde, erinnert sich an die Zeit seines Konfirmationsunterrrichts zwar mit Grausen. »Seiner« Kirche ist er dennoch treu geblieben. (ms)

Internet: Mehr zur evangelischen Kreuzkirchengemeinde München-Schwabing finden sie unter www.kreuzkirche-muenchen.de.